Neuseeland

KIA ORA

Mit 19 Jahren traf ich die mutige Entscheidung alleine nach Neuseeland zu reisen.  Zu diesem Zeitpunkt wusste ich nicht viel über das Land und ich wusste auch nicht, dass diese Reise mein Leben verändern würde.

Ich habe mich dazu entschieden als Au-pair für eine vierköpfige Familie in Twizel zu arbeiten. Twizel ist ein winziges Dorf auf der Südinsel. Es leben dort 1100 Einwohner und geschätzt doppelt so viele Schafe. 

Nie hätte ich gedacht, dass ich dieses Dorf so in mein Herz schließen würde.

Es war nicht nur der Ort der mich so inspirierte, sondern auch die Art und Weise wie die Menschen dort das Leben lebten.

Neuseeländer, die sogenannten Kiwis, sind die weltoffensten und warmherzigsten Menschen die ich je getroffen habe.

Doch der Start ins Kiwi Leben brachte auch ein paar Hürden mit sich. Einerseits verstand ich das neuseeländische Englisch kaum und andererseits war das Links fahren auch eine große Herausforderung für mich. Und ja ich war das eine oder andere Mal auch Geisterfahrer.  Mein  Glück an der Stelle war, dass es kaum Gegenverkehr gab.

Erster Roadtrip

Nach ein paar Wochen hatte ich bereits meine erste «Ferienwoche». Da ich bis zu diesem Zeitpunkt nur Twizel kannte, beschloss ich die Südinsel zu bereisen. Ich wollte den Roadtrip jedoch nicht alleine machen und somit suchte ich mir eine Reisebegleitung online über die Backpacker-Newzealand-Seite.

Es lief alles sehr unkompliziert ab und ein paar Tage später war ich bereits mit einem jungen witzigen Holländer auf den neuseeländischen Straßen Richtung Te Anau unterwegs.

Die ersten Nächte verbrachten wir in einem Alpaka Hostel, wo wir auch ein paar neue Freundschaften geschlossen haben. Der Grund für den Besuch in Te Anau war der bekannte Milford Sound. Die Schifffahrt war sehr touristisch und das nicht ohne Grund.

Milford Sound ist unbeschreiblich schön, oder besser gesagt mystisch, als wäre man auf einem anderen Planeten

 

Unsere Reise ging weiter in den Süden der Südinsel. Einsamen Strände, weite grüne Weideflächen und unberührte Natur erwarteten uns. Ich lief die Strände ab, schrie vor Freude und konnte mein Glück nicht fassen. Die Schönheit der Natur in Neuseeland kann man einfach nicht in Worte fassen.

Doch leider platzte mein kitschiger schöner Neuseeland-Traum nach bereits zwei Monaten.

Mein Au-pair Vater kündigte mich ohne Vorwarnung und somit stand ich ohne Job und mit nur wenig Geld da. Die Gründe dafür belassen wir jetzt mal, im Nachhinein war es das Beste was mir passieren konnte.

Farmlife

Doch ich hatte Glück im Unglück, bereits nach ein paar Tagen fand ich eine Familie die mich als Au-pair anstellen wollte. 

Sie lebten in Twizel auf einer großen Farm, mit vielen Schafen, Kühen, Hunden und Pferden. Von der Terrasse aus sah man sogar auf den Mount Cook. Doch nicht nur der Ort war traumhaft, sondern auch die Familie. Meine Au-pair-Eltern waren unglaublich herzlich zu mir und die Kinder waren richtig süße freche Farmkids.

 

Das war der WAHRE Neuseeland-Traum!

 

Die Zeit auf dieser Farm veränderte mich.

Ich fühlte mich endlich frei, wunschlos glücklich und hatte das Gefühl all das was ich mir wünsche in meinem Leben erreichen zu können.

Abschied nehmen

Zwei Monate später hieß es Abschied nehmen. Neue Abenteuer warteten auf mich.

Doch der Abschied von dieser wunderbaren Familie und vor allem auch von Twizel fiel mir alles andere als leicht.  Ich war so unglaublich dankbar für diese wunderschöne und auch lehrreiche Zeit.

Als krönenden Abschluss plante die Familie ein Weihnachtsfest auf der Farm. Doch es kam alles anders…

Den Abend davor, am 24 Dezember, war ich mit Freunden unterwegs. Wir durchquerten mit dem Geländewagen das Farmgelände, welches zwei der Jungs gehörte. Es war bereits dunkel, der Sternenhimmel war an diesem Tag unglaublich strahlend.

 

Wir hatten einen kleinen Bach zu überqueren, was für das Auto auch kein Problem war.

Doch auf einmal blieben wir stehen, die Elektronik stellte sich ab und ich wusste nicht was gerade geschah.

Als ich das Wasser bei meinen Beinen aufsteigen sah, wurde mir der Ernst der Lage klar! Wir waren mitten in einem Fluss gelandet. Aus dem Schock heraus versuchte ich die Autotür zu öffnen, doch der Wasserstrom war zu stark.

Wir waren mitten in einem Fluss gelandet.

 

Unser Glück war, dass die Freundin hinter mir das Fenster kurz vorher öffnete um Frischluft zu schnappen. Ich möchte nicht wissen, was passiert wäre, wenn sie das nicht getan hätte.

Blackout

Ab diesem Zeitpunkt konnte ich mich an die nächsten Minuten nicht mehr erinnern. Ich kam erst wieder zu mir nachdem mich die Jungs aus dem kleinen Autofenster gezogen hatten. Und dann hieß es schwimmen… Als ich beim Ufer ankam, dauerte es keine zwei Minuten und das Auto war nicht mehr zu sehen.

Nun standen wir da, platschnass und unter Schock mitten in der Nacht auf einem riesigen Farmgelände. Unsere Handys und sogar mein Reisepass mit Visum waren nun im Fluss. Doch zum Glück kam nach ein paar Stunden endlich Hilfe…

Nach einem Tief kommt wieder ein Hoch

Durch den Unfall wurde mir bewusst, wie schnell das Leben vorbei sein kann und  auch, dass Nichts auf dieser Welt selbstverständlich ist. Ich dachte in dieser Zeit sehr viel über das Leben nach. Meine Gastfamilie, meine Familie zu Hause und meine Freunde unterstützten mich in dieser schwierigen Zeit sehr.

Nachdem ich mich erholte hatte, war es soweit: Nina und ich sagten auf Wiedersehen zu Twizel und all den wunderbaren Menschen die hier lebten.

Nina habe ich am Anfang meiner Neuseeland Zeit kennengelernt. Sie wohnte ebenso in Twizel und arbeitet als Au-pair. Bereits nach unserem ersten Treffen beschlossen wir unseren Geburtstag gemeinsam in Queenstown zu feiern. Seit diesem Wochenende waren wir unzertrennlich. Wir beschlossen nach unserer Au-pair-Zeit Neuseeland gemeinsam zu erkunden.

Geträumt und getan. Wir starteten endlich mit unserem Hitchhiking-, Wwoofing- und Couchsurfing-Abenteuer.

Nina und ich waren das Reise-Dreamteam. Aus einer flüchtigen Bekanntschaft wurde eine dicke Freundschaft.

Wir hitchhikten nach Queenstown, einer kleinen Stadt 200 km südlich von Twizel. Queenstown ist DER Ort für Abenteuer. Die erste Woche ließen wir uns treiben und genießten das Leben. Da die Hostels sehr teuer waren beschlossen wir für Unterkunft und Essen zu arbeiten, sogenanntes Wwoofing. Nach kurzer Zeit fanden wir einen Job in Queenstown. Da wir dort aber nach zwei Wochen total unglücklich waren, beschlossen wirnach nur zwei Wochen zu kündigen und weiterzureisen.

 

Bye Queenstown

Queenstown muss man gesehen haben! Die Wanderungen rund um diesen Ort sind traumhaft und es gibt unzählige Aktivitäten. Egal ob man sich einen berühmten Ferg-Burger gönnen oder mit der Skyline-Gondel auf die Spitze von Bob’s Peak fahren möchte, wo man einen wunderschönen 220-Grad-Blick auf Queenstown, den Lake Wakatipu und die umliegenden Bergketten hat.

 

In diesem Ort wird einem nicht langweilig! Wir liebten Queenstown, doch nach einem aufregenden Queenstown-Monat mussten wir uns auf den Weg Richtung Christchurch machen. Nina und ich bekamen Besuch von meinem Bruder,  Nina’s Cousin und einer Freundin. Damit die gemeinsame Zeit unvergesslich wird, haben wir einen Camper mit Dachzelt in Christchurch organisiert. Der Camper bekam den Namen «Rita».

Das große Wiedersehen

Als ich meinen Bruder am Flughafen erblickte kullerten die Tränen nur so herunter. Es war ein unbeschreiblich schönes Gefühl meinen Bruder nach fünf Monaten endlich wieder zu sehen und in die Arme schließen zu können.

 

Nachdem wir uns alle ausreichend geknuddelt hatten, packten wir «Rita» voll und machten uns auf den Weg Richtung Kaikoura. Auf den Weg dorthin fühlten wir uns wie im Jurassic Park. Wir alle kamen aus dem Staunen nicht mehr raus. Nach zweieinhalb Stunden Fahrt kamen wir in Kaikoura an wo wir uns gleich mit den dort beliebten Fish and Chips den Magen füllten. Gesättigt und glücklich fuhren wir zu unserem ersten Campingplatz und ich muss ehrlich sagen, dies war mit Abstand der schönste Campingplatz auf dieser Reise!

 

Campingtrip

Ein Camper, fünf Reisende und viele Abenteuer

Vorweg muss ich sagen, dass drei Wochen für beide Inseln viel zu wenig sind. Besser man entscheidet sich bei solch einer Zeitspanne für nur eine Insel.

Von Kaikoura machten wir uns auf den Weg nach Twizel, wo wir Familie und Freunde unseren Gastfamilien vorstellten. Es war so schön zu sehen, wie gut sich alle  verstanden haben. Doch das Schönste war, dass auch sie Twizel nach nur kurzer Zeit in ihr Herz schließen konnten.

Nach unserem endgültigen Abschied von Twizel ging es für uns weiter Richtung Westküste. Natürlich durfte ein Zwischenstopp in Queenstown nicht fehlen. Gestärkt mit einem Ferg-Burger stürzten wir uns in das dort bekannte Nachtleben. Wir feirten bis in die frühen Morgenstunden und als wir zu „Rita“ zurückkamen, bekamen wir einen kleinen Schock. Auf der Windschutzscheibe war ein Strafzettel für unerlaubtes Campen in der Höhe von 250 NZD. Autsch,das tat weh! Die 250 NZD waren nicht in unser Reisebudget eingeplant…

Doch deswegen ließen wir unsere gute Laune nicht verderben, denn für uns war es nun Zeit die wunderschöne Westküste kennenzulernen.

 

Die Westküste ist eine wilde Region der Flüsse, Regenwälder und Gletscher. Wir besuchten Punakaiki, die Pancake Rocks, Hokitika und den Fox River. 

Nach den ersten einenhalb Wochen waren wir nun aber bereit für Sonne Strand und Meer. Dafür war Abel Tasman perfekt! Wunderschöne goldige Sandstrände mit klarem Wasser. Hätten wir keinen Zeitdruck gehabt, hätten wir dort ohne Probleme ein paar Wochen die Seele baumeln lassen können.

 

Um ein bisschen Action in unsere Reise einzubauen, beschlossen wir im Abel Tasman National Park eine Kajak Tour zu machen. Mit unserer kleinen Flotte von vier Kajaks haben wir wunderschöne Stunden im Nationalpark verbracht. Von Weitem erblickten wir sogar Seehunde! Wir machten einen kurzen Stopp in einer wunderschönen Bucht, wo wir uns im Meer nochmals gut abkühlen konnten.

Und ja Kajaken ist anstrengend! Vor allem im Meer bei Wellengang. Wir ließen den Tag noch gemütlich am Campingplatz mit selbst gekochtem Abendessen und ein paar Kartenspielen ausklingen,  denn am nächsten Morgen ging es für uns mit der Fähre Richtung Nordinsel.

Angekommen in Wellington, entschieden wir uns bei einem Fischrestaurant direkt neben dem Meer Mittag zu essen. Wellington ist eine ganz besondere Stadt, überall waren Künstler und gutgelaunte Menschen auf der Straße zu sehen. Der Strand war direkt neben der Stadt und von unserem Campingspot aus konnten wir die ganze Stadt sehen. Eigentlich bin ich nicht wirklich ein Stadt-Fan, doch Wellington hat mich überzeugt!

Dinge die man in Wellington unbedingt sehen muss:

Wellington Cable Car

Mount Victoria Lookout

Cuba Street

Te Papa Museum 

Harbour Side Market

Weta Cave

Von Wellington ging es dann für uns weiter nach Tongariro, wo wir den bekannten Tongariro Crossing Wanderweg mit 19,4km Länge in Angriff nahmen. Über tausend Höhenmeter muss man überwinden, doch man wird mit einem unbeschreiblichen Ausblick belohnt.

Zwei Hotspots hatten wir dann für unsere Reise noch übrig! Das Hobbiton Movie Set (auf das hatte sich mein Bruder am meisten gefreut) und ein Maori-Village-Besuch in Rotorua. Ziemlich touristisch, aber gut, wir waren ja auch selbst Touristen.

 

Rotorua ist für die Thermalquellen, Geysire, blubbernde Schlammlöcher und der reichen Maori Kultur bekannt. Es gibt dort mehrere Maori Dörfer welche man besuchen kann. 

Der bekannteste Kriegstanz der Maori heißt „Haka“. Mit diesem Tanz schlugen sie ihre Feinde in die Flucht. Der Tanz kann ziemlich gruselig wirken. Mein Bruder und ich versuchten das Zunge-rausstrecken-Abschreckmanöver nachzumachen. So richtig gruselig sahen wir aber nicht aus.

Nachdem wir im Schlamm in Rotorua ein Ei gekocht und unsere Haka Tanzkünste geübt hatten, waren wir bereit für „Hobbiton“, das bezaubernde Dorf aus „Der Herr der Ringe“ und „Der Hobbit“.

„Hobbiton“ wurde im Jahr 1999 auf einer privaten Schafsfarm erbaut. Nach acht Monaten Bauarbeiten wurden 39 Häuschen fertiggestellt. Der stolze Eintrittspreis lag für einen Erwachsenen bei 84 NZD. Doch es zahlt sich aus! Und nicht zu vergessen, man bekommt zum Schluss ein Bier im bekannten „Green Dragon“.

Ein Auenland-Besuch lohnt sich auf jeden Fall! Einmal im Leben darf man ruhig mal einen Hobbit spielen.

Unsere Reise endete in Auckland. Ich muss ehrlich sagen, dass zu fünft reisen  alles andere als einfach war. Der Platz war eng, die Bedürfnisse waren unterschiedlich und somit gab es das eine oder andere Mal auch mal Krach. Doch die Schönheit Neuseelands machte alle kleinen Schwierigkeiten wieder gut und unsere Reise unvergesslich!

Time for Aussie

In Auckland verabschiedeten wir uns alle voneinander. Unser Besuch flog wieder in die Heimat zurück und Nina bereiste weiter Neuseeland, nur diesmal allein. 

Was tat ich? Ich entschied mich ein paar Tage Waiheke Island zu erkunden. Da jedoch mein Geldbeutel schon etwas sehr beansprucht wurde, entschied ich mich bezüglich der Unterkunft für Couchsurfing. Ich landete bei einer unglaublich netten Familie. Es gab immer gutes Essen, inspirierende Gespräche am Lagerfeuer und entspannende Stunden am Meer. Es war genau das was ich nach dem Campingtrip gebraucht habe! 

 

Nach vier Tagen Erholung hieß es aber auch für mich von Neuseeland Abschied zu nehmen. Nun wartete Australien auf mich! Und in Australien auch meine beste Freundin, die ich schon seit sechs Monaten nicht mehr gesehen hatte!

Neuseeland hat mein Herz gestohlen

Unzählige Tränen flossen beim Abschied – doch ich wusste, ich komme wieder…

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